These
Der Einfluss von Kultur und Zivilisation auf unser Leben wird bis heute von drei Kompo-nenten geprägt: Realität als wahre Begeben-heit, Tatsache, tatsächliche Beschaffenheit (künstlerische Wahrhaftigkeit); Abstraktion als Vereinfachung und Zufall als etwas Überrasch-endes. Hier gesehen aus der Sicht der Kunst.
Vorbedingung
Am Anfang existiert Energie. Durch
Zufall kommt es zum Urknall. Materie,
Raum und Zeit entstehen – das Weltall,
Universum oder der Weltraum und
Kosmos.1
Vor rund 5 Millionen Jahren entsteht das
men-schenspezifische Gen, das zum
modernen Menschen führt.2 Viele
Zwischenstufen führen zum heutigen
Menschen.
Geheimnisvolle Zeichen vor 73.000 Jahren
Begeisterung herrscht unter den
Forschern als sie 20113 jene Zeichen auf
einem Steinfragment in einer Höhle
entdecken. Seine Form ähnelt einem
Rhombus. Was zunächst wie Kritzeleien
aussieht, zeigt sich unter dem Mikroskop
als mit Ockerfarbe auf einer glatten
Oberfläche aufgemalte Striche.
Umso mehr sind sie aufgeregt, als sie feststel-len,
von den neun Linien bilden vier davon eine Raute, eine Art Hashtag also (#).
Da die Linien abrupt an den Kanten des Fragments enden, ist anzunehmen, dass dieses Muster nur ein Teil eines größeren Etwas gewesen ist.
Weiter ist anzunehmen, dass die Zeichen nicht durch Zufall entstanden sind, wohl aber die Art der Darstellung:
Wurden durch Zeichnen abstrakte Zeichen erfunden?
Und handelt es sich hier um eine Botschaft mit andeutungsweisem Inhalt oder einfach eine Info zu einem bestimmten Thema,
um es in nachbarlichen Grotten bekannt zu machen?
Auf dem vier Zentimeter großen Stein sehen wir ein urgeschichtliches Kulturgut als Kunstwerk,
das Forscher in der Blombos-Höhle als Ge-burtsort der Zeichnung in Südafrika entdeckt haben.
Darauf soll die älteste Zeichnung der Welt zu sehen sein.
Sie ist gemalt von einem frühen Homo sapiens, einem unserer Vorfah-ren.
Das Artefakt gilt als die älteste Hinter-lassenschaft menschlichen Seins.
Vielleicht denken Sie jetzt, liebe Leser:
„Was, das soll Kunst sein? Das kann ich
auch.“ Stimmt, irgendwelche Striche
zeichnen, das kann sogar ein Kind. Nur
kämen wir damit sehr, sehr, sehr spät.
Aber überhaupt, warum ist das eigentlich
Kunst oder wann ist etwas Kunst?,
sollten wir uns viel mehr fragen.
Klar formuliert, kann alles, was der
Mensch macht, als ein produktives
Können gelten.
Zur eigentlichen Kunst
wird es, wenn er seine Gedanken im
schöpferischen Sinne veran-schaulicht.
Es wird zum Ausdruck seiner
individuellen Realität der Illusion
(Wunsch-vorstellung) oder ein
abgebildetes Konstrukt seiner
Gedanken.
Für Kunst sprechen folgende
Sachverhalte:
Die Zeichnung ist künstlich
geschaffen und nicht natürlich
entstanden. Sie zeigt eine erlernte
Handhabung, mit Farbe umzugehen.
Und sie spiegelt eine Beziehung des
Benutzers zu seiner Umwelt wider. Sie
ist ein Zeugnis eines einfallsreichen Tatwillens.
Heute kann jeder triviale Striche zeichnen.
Deshalb entscheiden überwiegend Kunstsam-mler,
Kuratoren und Galeristen, was Kunst sei.
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