#expose3 Künstler
Künstler
Kunsthistoriker M.A.
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(Papst)
In seiner Residenz in Avignon, Südfrankreich am östlichen Ufer der Rhône. „Heiliger Vater! „Eure Eminenz! Seine Heiligkeit“! ruft der Papstdiener.
„Ist Ihnen nicht gut? Sie sitzen unbewegt bereits den halben Tag auf Ihrem Thron.“

Trotz geöffneter Augen wirkt der Papst wie nicht von dieser Welt und antwortet: „Alles in Ordnung, mio servo.“ Langsam und behäbig kommt er zu sich. Feine Schweißtropfen zieren seine breite Stirn. Er rückt seine Tiara zurecht und bekreuzigt sich drei Mal, küsst die kleine Goldfigur des Jesus an seiner blitzenden Goldkette, die auffällig schwer an seinem Hals baumelt und sagt: „Ich hatte eine göttliche Vision. Wie weit sind die Vorbereitungen für die Reise nach Rom?“ „Sie sind in vollem Gange, Pontifex Maximus.“ Antwortet sein Kammerdiener.

- Erst der Papst Gregor XI. verlegt 1376 die Papstresidenz nach Rom zurück. -

„Soeben ist eine Nachricht vom Kaiser Karl an-gekommen.“ Sagt er weiter.

„Was, wie, welcher Kaiser, - verwundert schaut Innozenz VI. seinen Diener an – „Ich kenne nur den König Karl IV.“ Dann schaut er sich ein in Urkundenform verfasstes kaiserliches Codex - die Goldene Bulle59 - an, die 1356 datiert ist, und stellt fest, dass er darin nicht einmal erwähnt wird. Er hat keine Hoheit mehr über Könige und Kaiser sowie deren Wahl. Der Papst denkt: Diese Realität ist erbarmungsloser als meine göttliche Vision. Und er erkennt: Ohne Untertanen keine Macht und ohne Macht keine Kultur. Er fühlt, dass seine uneinge-schränkte Autorität schwindet. Die Trennung von geistlicher und irdischer Welt wäre damit endgültig besiegelt. Nicht mehr seine Gebote werden zum Maßstab, sondern der individuelle Glaube. Wohin soll das noch führen, denkt er, zur Vergöttlichung des Menschen? Er sinniert, wenn ein Staat ein Staatsgebiet, ein Staatsvolk und eine Staatsgewalt voraussetzt, dann gilt es für meinen Kirchen-Staat seinen Reichtum zu mehren. An Glauben an den einen Gott, an das Volk und an einer stabilen Regierung geistlicher Weltherrschaft.

- Tatsächlich aber nehmen innerkirchliche Machtkämpfe zu. -

(Erasmus)
Erasmus sitzt am Tisch auf der Veranda eines Freundes und überlegt: Die Dummheit ist das himmlische und standhafte Merkmal der Menschheit, wovor nicht einmal der Papst geschützt ist. Er dreht lächelnd seine Pfeife kopfüber um, klopft die kalte Asche aus ihr heraus an einem Stein im Boden und befüllt sie erneut mit dem nur ihm bekannten Kraut. Dann zündet er sie wieder an, zieht genüsslich an ihr, bläst den aromatischen Rauch in den sommerlich frischen Tag hinaus, nimmt ein Blatt Papier, tunkt die die Feder ins Tintenglas und fängt an zu schreiben: „Laus stultitiae (Lob der Torheit), Turin im Jahre 1509 von Erasmus von Rotterdam.“

- Die Satire widmet er seinem Freund Thomas Morus, einem englischem Staatsmann und humanistischem Autor der Renaissance. -

(Von Hutten) Auf seinem Schlachtross reitend, in politische Tagträume versunken, erwägt von Hutten: Ich muss versuchen Martin Luther davon zu überzeugen gegen den Papst „Krieg“ zu führen. Der Kaiser könnte uns ebenso helfen. Er sinnt:60


Oft große Flam
von Fünklin kam.

Und dichtet weiter:


Sterben kann ich,
Knecht sein kann ich nicht.
Auch Deutschland geknechtet
sehen kann ich nicht.


Zu diesem Krieg kommt es nicht. Im Jahre 1378 kommt es zum abendländischen Schisma.61 Aus dem streitbaren Humanisten - aus Not auch Söldner - wird Ulrich von Hutten zum vaterlandliebenden Ritter und einem der Vorkämpfer der christlichen Freiheit.

Nach einer erholenden Tagespause auf seinem Planeten, widmet sich Mr Sajber nun Fortschrit-ten der Moderne, denen der Renaissance.

59https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Goldene_Bulle,_1356,
13.02.22, 11:03 Uhr
60 Die zwei Reime sind entnommen:
https://gedichte.xbib.de/Hutten_gedicht_Oft+gro%DFe+Flam.htm, 01.02.22,
15:10 Uhr
61Oder die Spaltung der lateinischen Kirche, die bis 1417 dauerte. Es gab gleich-
zeitig zwei, zeitweilig (ab 1409) sogar drei Päpste. Ihre Residenzen hatten sie in
Rom, Avignon und Pisa. Folge: Das Papsttum verlor sehr viel an Ansehen und Einfluss.
Auf dem Konstanzer Konzil (1414 bis 1418) wurden die drei rivalisierenden Päpste
abgesetzt. In: https://de.wikipedia.org/wiki/Abendl%C3%A4ndisches_Schisma,
08.02.22, 10:12 Uhr